Ich habe mich beworben! Genauer gesagt, ich habe uns beworben: die Hollaria Augsburg mit unseren Corona Livestreams. Zugegeben, mir war von vornherein klar, dass wir es wohl
nicht mal zu einer Nominierung bringen werden, da wir zu wenig Relevanz im Augsburger Medienbusiness haben und unsere Livestreamproduktionen schon so lange her sind, dass sie auch nicht in den
Bewertungszeitraum des diesjährigen Medienpreises lagen, auch wenn es zwischenzeitlich keine Medienpreisverleihung gab auf die man sich hätte bewerben können. Aber dieser Einsatz hatte
ausgereicht um kostenfrei vier Gästelistenplätze zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zusammen mit meinem Livestream Kollegen Michi Wagner und meiner Freundin Megan bin ich also zur Verleihung in
den Kongress am Park gegangen. Vor Ort stieß ich auch auf Arbeitskollegen, die ihre Tickets auch jeweils über verschiedene Kontakte kostenfrei bekommen haben.
Der Eingang war schön geschmückt mit zwei Bannern und nur einer der drei Eingangstüren war offen. Dafür war diese aber mit einem roten Teppich und mit zwei jungen Modeldamen, der Streetworker
Agentur, dekoriert. Über den roten Teppich ging es zur Fotowand, an der ich mich mit meiner Freundin fotografieren lassen habe.
Als Dresscode wurde 'Black Tie' ausgegeben, was dafür sorgte, dass sich die meisten der Gäste ordentlich in Schale schmissen und ein bisschen Presseball-Feeling aufkam. Ein kleiner Trost für mich, da ich den kommenden Presseball am 8. November wohl zum ersten Mal seit zehn Jahren Urlaubsbedingt verpassen werde. Ich mag solche Veranstaltungen eigentlich. Es geht darum zu sehen, gesehen zu werden und es ist ein Anlass sich schick anzuziehen und interessante Gespräche zu führen. Es sind viele bekannte Gesichter aus der Region zugegen, die auf dieser Art Veranstaltung zusammenkommen. Erstmal geht es in den großen Kongresssaal zur Preisverleihungszeremonie. Die Moderation übernahm, wenig überraschend, Marion Buk-Kluger gemeinsam mit Schauspieler Herbert Schäfer. Die beiden führten mit einer Mischung aus Theater-Schauspiel und Moderation durch den Abend. Dabei schafften sie es nicht die kleineren Probleme im Ablauf oder technische Fehler gekonnt zu überspielen, sondern sprachen auch Dinge an, die ansonsten keiner im Publikum bemerkt hätte. Zweimal betrat Sängerin Claudia Scholz die Bühne um begleitet von Ruth Rossel am E-Cello und Angela Rossel an der E-Violine zwei Songs zu singen. Zwei Balletttänzerinnen umgarnten nicht nur Schauspieler Herbert Schäfer bei seinen Schauspieleinlagen, sondern tanzten auch zu Claudia Scholz' Song über Dämonen. Die Preisträgerinnen und Preisträger kamen erst spät zum Zug. Um kurz vor 9 Uhr handelte man die drei bestbewerteten Nominierten der Reihe nach ab und übergab die Preise nach einem kurzen Videoeinspieler und der entsprechenden Laudatio dazu. Man merkte, dass einiges an Vorbereitung in die Bühnenshow geflossen ist, aber die Umsetzung und der Ablauf der Veranstaltung teilweise etwas ungelenk wirkten und beispielsweise auch geplante Lacher vom Publikum ausblieben. Das sorgte dafür, dass sich die gut zweieinhalbstündige Zeremonie sehr in die Länge zog und Zuschauer schon früh am Abend unruhig wurden, teilweise den Saal verließen um Getränke zu holen oder draußen zu warten bis die Party beginnt.
Den Kritikpunkt am Showkonzept erlaube ich mir als jemand, der selbst seit Jahren als Künstler in verschiedenen Formen auf der Bühne steht und auch im technischen Bereich einige Veranstaltungen im Jahr konzipiert und betreut. Dass ich mit der Meinung dabei nicht alleine bin, bestätigen die zahlreichen Gespräche, die ich im Laufe des Abends führen durfte. Ein Zitat ist mir dabei besonders hängen geblieben: "Etwas weniger Selbstdarstellung, dafür mehr Platz für Preisträger und Nominierte hätte der Veranstaltung gut getan." - und dieses Zitat stammt von einer der anwesenden Politikgrößen, also überspitzt gesagt, jemand, der sich mit Selbstdarstellung auskennen sollte. Apropos Politikgrößen - Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber wurde als Schirmherrin genannt, war allerdings nicht anwesend. Als Vertreter der Stadt wurde Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle ans Rednerpult geschickt um im Namen der Stadt ein Grußwort zu sprechen. Dass er nicht der größte Redner ist und er trotz der weit im voraus bekannten Absage von Eva Weber sich scheinbar auch nicht auf diesen Auftritt vorbereitet hatte, passte etwas ins Bild der Veranstaltung. Auch, dass Markus Söder eine in Selfieperspektive gedrehte Grußbotschaft aus seinem Dienstwagen, scheinbar auf dem Weg zur nächsten McDonalds Raststätte schickte, passte zum Bild und sorgte für den beim Publikum erheiterndsten Moment der Zeremonie. Ein zweiter lustiger Moment war, als bei der Laudatio für den Jurypreis von Digitalminister Fabian Mehring auf die Aussage, dass viele Medienschaffende oft viel Zeit in ihr Schaffen stecken und dabei Freunde und Familie oft zu kurz kommen, ein Baby in der Reihe hinter mir, das lautstark mit "da da da" zustimmte. Fabian Mehring war übrigens einer der stärksten Redner an diesem Abend und verlieh als Laudator den Jurypreis an die Medienstelle Augsburg, die sich seit vielen Jahren um Jugendliche kümmert und ihnen die Möglichkeit bietet in die Medienlandschaft einzutauchen und dabei einiges zu lernen. Ich selbst durfte dieses Angebot auch schon genießen und arbeitete zu Schulzeiten im Team der "Jungen Talente" mit, die einmal im Monat eine Stunde Sendezeit bei ego.FM produzieren durften.
Insgesamt acht Nominierte wurden in viel zu kurzen Videobeiträgen, sehr oberflächlich, vorgestellt. Davon wurden die ersten drei Plätze mit einer Laudatio eines Jurymitglieds bedacht und mit der Auszeichnung geehrt. Ohne Frage sind all die ausgezeichneten Projekte sehr würdige Preisträger. Dass mit dem Rocketeer Kids Festival auch die Kleinen mit einer lehrhaften und interaktiven Veranstaltung bedacht werden, ist eine tolle Sache. Auch die Kindersparte "Capito" der Augsburger Allgemeinen leistet einen tollen Beitrag für den Nachwuchs und sorgt mit der selbst entwickelten Sprachschule dafür, dass aus der Ukraine geflüchtete Kinder und auch deren Eltern wichtige Sprachbausteine an die Hand bekommen um sich für ihre Zeit in Deutschland verständigen zu können.
Platz eins für das Staatstheater
Weit über Augsburg hinaus ist das VR-Konzept des Staatstheaters bekannt. Als das erste deutsche Theater werden Vorstellungen für zuhause angeboten. Man kann sich eine VR-Brille zuschicken lassen und bekommt ein Theater Erlebnis für daheim. Ein wichtiger Beitrag für alle, die aus verschiedenen Gründen nicht persönlich ins Theater gehen können oder wollen. Für Projekte wie dieses, außergewöhnlich, modern und wegweisend, ist der Augsburger Medienpreis eine tolle Anerkennung.
Als die Verleihungszeremonie gegen viertel nach neun mit einem Foto aller Preisträger und Medienpreis-Teammitglieder ein Ende fand, ging es für die geschätzt 900 Besucher ins Foyer. Dort war
neben der Tanzfläche mit DJ auch an den beiden Bars, die nicht wie sonst üblich in der Kongresshalle von Feinkost Kahn sondern vom Catering des Restaurant Ofenhaus betrieben wurden, einiges Los.
Drei Foodstände wurden am seitlichen Notausgang des kleinen Foyers platziert und ermöglichte den Gästen mit Snacks, Kässpatzen und Ragout ihren Hunger zu stillen.
Während Staatstheater Intendant André Bücker seinen ersten Platz nahezu die ganze Nacht auf einer Foyertreppe sitzend feierte, konnte andere Nominierte, Sponsoren und Gäste in den verschiedenen
Areas antreffen. Auch wir hatten eine gute Zeit auf der Party und konnten mit interessanten Persönlichkeiten sprechen und den einen oder anderen Kontakt knüpfen. Gerade im Hinblick auf die eigene
Veranstaltung im Kongress am Park, die Hollaria Faschingsgala am Faschingsfreitag, hat uns diese Abend die ein oder andere Erkenntnis gebracht - sowohl positiv, als auch negativ. Mal sehen, wie
sich das im kommenden Fasching einbringen lässt. Die Planungen sind auf jeden Fall bereits seit einiger Zeit im Gange.
Zur Medienpreis Verleihung lässt sich abschließend sagen: Das Ding hat größeres Potential, als bislang ausgeschöpft wird. Die Preisträger und auch die Nominierten, die hier für die Region großes leisten, sollten mehr in den Mittelpunkt rücken. Medienmacher brauchen diese Aufmerksamkeit. Sie ist der Lohn für ihre Arbeit. Wenn man es schafft diese Aufmerksamkeit bei einer Verleihungsveranstaltung in den Mittelpunkt zu rücken, setzt das nicht nur Reize für Medienschaffende tolle Projekte zu starten und für künftige Preisverleihungen einzureichen, sondern gibt auch den Menschen ihre Aufmerksamkeit, die sie verdienen - den Preisträgern.